DRITTMITTELPROJEKTE

 
Zeitdiagnostik religiöser Vielfalt in Wien

Menschen, die professionell mit Religion bzw. Religionen konfrontiert sind – wie etwa Lehrer:innen, Polizist:innen oder Journalist:innen – brauchen Konzepte für den Umgang mit religiöser Vielfalt. Die Gegenwart ist davon geprägt, dass solche Professionelle kaum (mehr) intuitiv auf solche Konzepte zurückgreifen können (Lehmann/Reiss 2022). Das religiöse Feld ist so vielfältig geworden, dass tradierte Vorstellungen von Religion zur Orientierung nicht mehr ausreichen.

Die aktuellen akademischen Debatten tragen zu dieser Situation bei: Die anhaltende Kritik des Säkularisierungsparadigmas durch Autor:innen wie David Martin (1978), José Casanova (1994) und Grace Davie (2002 / 2013) hat in den vergangenen Jahrzehnten höchst produktive neue Forschungsperspektiven hervorgebracht. Von zentraler Bedeutung sind hier die Debatten um die Individualisierungstheorie (Luckmann etc.), die Globalisierungstheorie (Beyer; Luhmann etc.), die Theorie der Postsäkularität (Habermas etc.) und / oder die Theorie der Re-Sakralisierung (Riesebrodt; Joas etc.). Sie alle verweisen auf allgemeine Megatrends bzw. nehmen für sich einen weitgehend paradigmatischen Status in Anspruch.

Der in diesem Projekt vorgestellte Workshop möchte einen anderen Weg einschlagen: Inspiriert ist er dabei zum einen durch die rezenten deutschsprachigen Debatten um sozialwissenschaftliche Zeitdiagnostiken – etwa bei Alkemeyer / Buschmann / Etzemüller (2019) und Schimank / Volkmann (2007 / 2008) und zum anderen durch das sehr viel ältere Konzept der „middle range theory“ von Merton (1968) und Raymond Boudon (1979). Beide Diskussionszusammenhänge wenden sich gegen paradigmatische Aussagen und betonen die Dynamiken des sozialen Feldes in unterschiedlichen sozio-kulturellen Kontexten. Dieser Zugang soll exemplarisch auf die gegenwärtige Analyse von Religion und Religionen angewandt werden.

 

Frühe sprachliche Bildung und Förderung – Ausbildung und Praxis gemeinsam erforschen und gestalten

Mit dem geplanten bundesländerübergreifenden, kooperativ angelegten Forschungsprojekt soll das hochrelevante Thema der frühen sprachlichen Bildung und Förderung in der elementarpädagogischen Praxis und Ausbildung in Niederösterreich, Tirol und Wien beleuchtet werden. Das zentrale Ziel ist dabei, die Einführung des neuen Pflichtgegenstandes „Frühe sprachliche Bildung und Förderung“ an Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) wissenschaftlich zu begleiten und zu dokumentieren sowie Methoden und didaktisierte Materialien für den Unterricht in diesem neuen Fach zu erarbeiten. Damit verbunden ist das Anliegen, angehende Elementarpädagog:innen stärker für die frühe Sprachförderung in elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen zu sensibilisieren und zu professionalisieren.

 

Sparkling Science: We talk about science

Das Projekt „We talk about science“ der Arbeitsgruppe Didaktik der Chemie der Universität Graz in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe für Naturwissenschaften an der KPH Wien/Krems untersucht, wie Schüler:innen Wissenschaftskommunikation wahrnehmen und wie sie für sie relevanter gestaltet werden kann. Diese werden im Zuge dieses Projektes ermutigt, aktiv wissenschaftliche Themen in einem kommunikativen Kontext vorzubereiten und zu präsentieren, insbesondere in den Bereichen elektromagnetische Strahlung und Kohlendioxid. Der Arbeitsbereich des Projekts an der KPH Wien/Krems konzentriert sich primär auf Volksschüler:innen, um zu verstehen, wie Wissenschaftskommunikation in der Volksschule wahrgenommen wird. Interessierte können sich in Science Cafés selbst an Wissenschaftskommunikation wagen, ebenso werden im Rahmen dieser Veranstaltungen die von den Schüler:innen erstellten Kommunikationsprodukte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um den Dialog über wissenschaftliche Themen zu fördern und das Interesse an Wissenschaft zu wecken.

https://wetalkaboutscience.at/ 

 

Smart Sport Assistance

Projektkooperation mit der Universität Wien und dem Bundes-Blindeninstitut Wien (BBI)

In einem mehrjährigen Projekt kooperiert die KPH Krems mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien und dem Bundes-Blindeninstitut Wien (BBI). Das österreichische Projekt „Smart Sport Assistance“ unter der Leitung von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Arnold Baca der Universität Wien setzt sich zum Ziel Teilhabebarrieren von sehbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen am Bewegungs & Sportunterricht durch eine Entwicklung technischer Systeme möglichst abzubauen und die Bewegungsaktivität von blinden und sehbeeinträchtigten Kindern und Jugendlichen zu fördern. Hierzu werden Schüler/innen mit und ohne Blindheit und Sehbeeinträchtigung gemeinsam unter Verwendung aktueller Technologien an der Entwicklung von Assistenzsystemen zusammenarbeiten. Der Entwicklungsprozess berücksichtigt das „Open Innovation“-Prinzip, das einen stetigen Austausch aller Schüler/innen vorsieht (z.B. erforschen Schüler/innen ohne Blindheit und Sehbeeinträchtigung Teilhabebarrieren aus der Perspektive von Beeinträchtigten, entwickeln Schüler/innen selbst Prototypen und testen diese gemeinsam in Mitmach- und Ausprobier-Events). Hierdurch wird einerseits eine größtmögliche Anwendungsorientierung der entwickelten Assistenzsysteme sichergestellt, die sich an den Bedürfnissen der Schüler/innen orientiert. Andererseits soll hierdurch auch Sensibilität für Blindheit und Sehbeeinträchtigung und die damit einhergehenden Bewegungsmöglichkeiten bei den nicht Beeinträchtigten geschaffen werden. 

Ideen für die Entwicklung technischer Systeme sind herzlich willkommen!

Ansprechpartner der KPH Krems ist: Mag. Thomas Schrei

Projektansprechpartner der Universität Wien: Mag. Gerald Steindl, Universität Wien, gerald.steindl@univie.ac.at, +43 1-4277/48897

Ein OeAD Projekt (www.sparklingscience.at) gefördert vom BMBWF (www.bmbwf.gv.at).

           

dig!doc – Gelingensbedingungen einer Digitalen (Grund-)Bildung

Das Kooperative Doktoratsprogramm „dig!doc“ (gefördert durch das BMBWF im Rahmen der Projektausschreibung „Bildungsinnovation braucht Bildungsforschung“) fokussiert auf die Erforschung von Gelingensbedingungen für eine digitale (Grund-)Bildung. Dazu ist ein holistischer, interdisziplinärer Blick, der die Ebenen der Digitalisierung, Schulentwicklung und Kompetenzorientierung adressiert, nötig. Ergebnisse zeigen auf, wie digitale Technologien in gestaltender Auseinandersetzung selbstbestimmt verwendet werden und betonen die Bedeutung der Fähigkeit zur aktiven und gestalterischen Auseinandersetzung zur Einbringung in gegenwärtige und zukünftige Digitalisierungsprozesse und -diskurse. Im Rahmen des Konsortiums, das aus vier Institutionen (Universität Wien, PH Wien, PH NÖ und KPH Wien/Krems) besteht, werden insgesamt sechs Dissertationen zu verschiedenen Aspekten der digitalen Grundbildung verfasst, welche die Bereiche Digitalisierung, kompetenzorientiertes Unterrichten und Schulentwicklung umspannen.

https://digidoc.univie.ac.at/ 

 

HOPE - Raumlabor für Bildungslandschaften in Bewegung

HOPE versteht sich als Raumlabor, das mit und von Kindern und Jugendlichen in eine utopische Bildungseinrichtung verwandelt werden kann, einen „Palast der Hoffnung“, der über die geplante Dauer als Schulraum und Raumschule aufgebaut, umgebaut und bespielt wird. Es werden dabei gemeinsam mit ArchitektInnen, ForscherInnen sowie SpezialistInnen und KünstlerInnen Lösungen für den Klimaschutz erarbeitet und in die Gesellschaft getragen. Dieses Experimentier-Raumlabor wird zum Living-Lab in dem Klimaschutz und Klimawandelprozesse in räumlichen 1:1-Modellen und mit co-kreativen Methoden direkt erforscht werden. Nachhaltige Energiesysteme in Bezug auf Architektur und Stadtplanung sowie Mobilität und smarte Stadtentwicklung (bspw. urbane Maßnahmen zur Klimaanpassung) werden in schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten gemeinsam mit den NutzerInnen erarbeitet und umgesetzt. Dabei werden unter anderem mobile themenspezifische Ausstellungsmodule entwickelt, die räumliche und städtische Prozesse und das Fließen von (Energie-) Ressourcen sichtbar machen.
Durch die Entwicklung der Infrastruktur und der Inhalte des Raumlabors werden Bildungslandschaften und die Stadt zum "Materialkoffer" mit dem gearbeitet wird. Es entsteht ein zukunftsweisendes Labor zu den Innovationsfeldern Klimaschutz und Klimawandelanpassung, das nachhaltige Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche auf Augenhöhe anbietet.


BIB LAB

Das Projekt BIB-LAB betont die Bedeutung von Räumen als „drittem Pädagogen“ und zielt darauf ab, in der Per-Albin-Hansson-Siedlung ein innovatives und nachhaltiges Bildungsgrätzl zu schaffen. Dabei wird der Aufbau eines mobilen Aktivierungs-Labors, Schulraum-Labore in Partnerschulen und ein Grätzl-Labor vorangetrieben. Durch partizipative Prozesse werden nutzerzentrierte Räume entwickelt, die Schulen und Gemeinschaften im Grätzl zugutekommen. Im Rahmen des Projekts werden nutzerzentrierte Räume, die in bestehenden Strukturen bisher fehlten, entwickelt und erprobt. Von den entstehenden räumlichen Angeboten profitieren nicht nur umliegende Schulen sondern auch die dort lebende Gemeinschaft, da die Räume niedrigschwellig, transparent und diskriminierungsfrei zugänglich gestaltet sind. Die gesammelten Erfahrungen sollen die Aktivierung weiterer Standorte für Innovationsvorhaben ermöglichen.

https://bib-lab.at/bl-actual.html 

 
School Quality & Teacher Education

In diesem Projekt wird  erforscht, wie Schulleitungen und Lehrpersonen in effektiven und sich verbessernden Schulen in England Schulqualität verstehen und entwickeln. Es gibt unzählige verschiedene und unterschiedliche Qualitätsmodelle für Schulen mit jeweils anderen Schwerpunktsetzungen. In dieser Studie wird danach gefragt, was im Zusammenhang mit Qualitätsentwicklung in Schulen im Sinne der Steigerung des Lernertrags von Lernenden „wirklich wirkt“ und was „am besten wirkt“. So wird in England, in einem Land mit einer langen Tradition in der schulischen Qualitätsentwicklung in Wissenschaft und Praxis, 1) erforscht, was Schulleitungen und Lehrpersonen effektiver Schulen unter Schulqualität verstehen und ob sich deren Verständnis von dem weniger effektiver Schulen unterscheidet; 2) wie Schulleitungen effektiver Schulen in ihrer Praxis Qualität entwickeln; und 3) was diese Schulleitungen unter guten Lehrpersonen und gutem Unterricht verstehen; und 4) wie die Antworten der Schulleitungen  und Lehrpersonen in verschiedenen Kontexten wie beispielsweise die Praxis der Qualitätsentwicklung in Schulen oder die Aus und Fortbildung in Österreich fruchtbar gemacht werden können.
Um diese Fragen zu beantworten, werden qualitative und quantitative Methoden angewandt. In einer qualitativen Studie werden Schulleitungen hochgradig effektiver Schulen insbesondere in schwierigen Lagen in London in Experteninterviews befragt. Die Ergebnisse aus den Interviews bilden die Grundlage für einen quantitativen Fragebogen für Schulleitungen und Lehrpersonen. Die Inklusion von verschiedenen Perspektiven und die Zusammenschau der qualitativen und quantitativen Ergebnisse sollen ein tiefes und breites Verständnis ermöglichen. Für die Auswahl von effektiven Schulen, an denen die Forschung durchgeführt wird, wird eine inklusive Definition herangezogen. Daher werden neben den gängigen Leistungsindikatoren auch eine „value added measure“ herangezogen, in denen Lernfortschritte der Lernenden in der Zeit der Schule gemessen werden. Die zu erforschenden effektiven Schulen sind daher Schulen, in denen es gelingt, die Potentiale der Lernenden bestmöglich zu entfalten, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund.

Um Schulqualität in einer verständlichen, zukunftsorientierten und praktisch relevanten Weise zu verstehen und um Wege zu eruieren, wie Qualität von Schulen in der Praxis effektiv gefördert werden kann, erschient die Einbeziehung der Stimmen derjenigen, die nachweislich in ihren Schulen Qualität verwirklicht haben ein wertvoller Beitrag zu sein. Eine empirische Perspektive aus England verspricht daher interessante und praktisch relevante Reflexionsangebote für Entscheidungen im Bereich Schulqualitätsentwicklung und der Aus- und Fortbildung von Schulleitungen und Lehrpersonen auf mehreren Ebenen im Bildungssystem in Österreich zu liefern. Das Projekt wird von HS.-Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Roland Roland Bernhard geleitet und wurde teilweise an den Universitäten Oxford und Salzburg durchgeführt, bevor es an die KPH Wien/Krems wechselte. 

https://sqte.at/