…. Kind beim Anblick eines Kirchenfensters
Allerheiligen feiern:
- Haben sie schon mal
- einen Heiligen erlebt?
- Wahrscheinlich waren sie nicht erbaut
- von ihm.
- Ein Heiliger allein ist schwierig
- meist sind es Außenseiter
- meist sind sie ungewöhnlich
- meist sind sie unbequem
- meist stören sie
- meist sind sie Sand im Getriebe
- meist sind sie das Gewissen,
- das herumlaufende Gewissen
- der Gesellschaft, die sich nicht gern
- stören lässt.
- Wenn Heilige nicht umgebracht werden,
- dann schweigt man sie tot,
- so lange bis sie tot sind
- und dann baut man ihnen Denkmäler
- spricht sie heilig
- und sagt: seht die Kirche
- welch große Heilige sie
- hervorgebracht hat.
- Wenn es morgen in N.
- einen Heiligen gibt,
- dann wird es ihm übermorgen
- dreckig ergehen.
- Ein einzelner Heiliger in einer
- unheiligen Welt
- ist arm dran.
- Erst die Gemeinschaft der Heiligen,
- die Heiligen endlich unter sich,
- außergewöhnliche Menschen beisammen,
- das ist der Himmel
- und wir alle haben Sehnsucht
- ganz bestimmt
- Sehnsucht
- mitten in einer solch herrlichen
- Gemeinschaft
- zu sein, zu sitzen, zu wohnen,
- mitten in der Gemeinschaft der Heiligen.
- Dieses Fest heute
- will diese Hoffnung nähren,
- diese Hoffnung muss genährt werden,
- dass wir einmal mitten darunter sind
- unter solche außerordentlichen Menschen.
- Da fängt doch das Leben erst an,
- das merkt man schon hier,
- wie das Leben plötzlich ganz anders,
- ganz intensiv wird,
- wenn man mit außergewöhnlichen
- Menschen
- zusammen ist.
- Haben sie noch nie
- einen außergewöhnlichen Menschen
- kennengelernt?
- Wenn nicht
- dann haben sie viel versäumt,
- dann haben sie aber auch sicher nie
- außergewöhnliche Menschen
- gesucht ----
- Es gibt sie schon,
- oder sie haben keinen Blick
- für außergewöhnliche Menschen.
- Das könnte ein Hindernis werden,
- dass sie Einlass finden in die
- Gemeinschaft der Heiligen.
- Es ist also wichtig,
- sich mit außergewöhnlichen Menschen
- vertraut zu machen,
- sie für möglich zu halten,
- Heilige für möglich halten,
- auch für möglich halten,
- selbst einer oder eine
- zu werden.
- Fragt man den Herrn Meyer,
- wollen sie ein Heiliger werden,
- sagt der: um Gottes willen,
- so was komisches nein!
- Er weiß nicht, was er sagt.
- Übrigens sind die Heiligen im Kommen.
- Wenn sie nicht im Kommen sind,
- werden wir verkommen.
- Denn die Wissenschaftler,
- denn die Wirtschaftler
- und all die andern schlauen
- haben es nicht geschafft,
- dass die Erde für uns Heimat wird.
- Ich glaube schon,
- dass die Heiligen im Kommen sind.
- Die junge Generation hat mehr Sinn für Heilige
- als für Wissenschaftler und
- Wirtschaftskanonen.
- Die Heiligen sind im Kommen
- hoffentlich.
Text: Wilhelm Willms